Siegfried Kracauers Texte sind ein viel untersuchter Gegenstand der Soziologie und Medienforschung. Weniger bekannt ist der Umstand, dass Kracauer studierter Architekt war, der während des Ersten Weltkriegs praktizierte und sich 1915 mit einer architekturhistorischen Arbeit promovierte. Nach dem Krieg veröffentlicht Kracauer zahlreiche Kritiken mit besonderem Augenmerk auf zeitgenössischen Entwicklungen der modernen Architektur. Von diesen Texten lässt sich ein Interesse an architektonischen Phänomenen nachzeichnen, die von der Reflexion der eigenen Erfahrungen bis zu einer allgemeinen Betrachtung der Subjektivität des modernen Architekten und universeller gesellschaftlicher Phänomene reicht.
Carsten Ruhls Essay zeigt, dass die Abwesenheit von Ornament in der modernen Architektur als ornamentales Konzept der neuen sozialen Ordnung des Kapitalismus verstanden werden kann.
Siegfried Kracauer’s texts are a widely investigated field of sociology and media studies. It is less well known that Kracauer was a graduate architect, practised during World War I and was awarded his PhD after writing a thesis in 1915 in the field of architectural history. After the war, Kracauer published numerous critiques with a special focus on the architectural developments of the time. They document an interest in architectural phenomena ranging from a reflection on his own experiences to a general perspective on the subjectivity of the modern architect, as well as more universal social phenomena.
In essence, this essay claims that the lack of ornamentation in modern architecture can be grasped as an ornamental concept of the new social order of capitalism.
Die Reihe “Architekturen des Ordnens” (AO) erscheint in englischer Sprache innerhalb der CCSA Topics, der Publikationsreihe des Center for Critical Studies in Architecture, einer Kooperation der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Kunstgeschichtliches Institut), der Technischen Universität Darmstadt (Fachbereich Architektur) und des Deutschen Architekturmuseums. Die Bände der AO-Reihe werden als Print- und mit zeitlicher Verzögerung als Open Access-Publikation veröffentlicht.
Architekturen des Ordnens ist ein auf vier Jahre (2020-2023) angelegtes interdisziplinäres Forschungsprojekt der Goethe-Universität Frankfurt und Technischen Universität Darmstadt, mit dem Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie und dem Deutschen Architekturmuseum als außeruniversitären Partnern. Der Schwerpunkt besteht aus 26 Mitgliedern und widmet sich der Untersuchung von Architektur als einer Kulturtechnik, welche sich sowohl ästhetisch, materiell, räumlich, diskursiv als auch epistemologisch manifestiert.